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29.+30. Woche - Urlaub mit einer unglücklichen Verkettung. Schuld war allein der Ladybug!

Mein absolut glorreicher Kimba verschaffte uns am Ende unseres Urlaubs einen ziemlich unrühmlichen Abgang. Dabei fing alles ganz entspannt an.

Meine Familie verbrachte den vierzehntägigen Sommerurlaub auf der dänischen Insel Rømø. Damit mein ruhiger Labrador Kimba uns überall hin begleiten konnte und ein wenig Auslauf bekam, erwarb ich in der örtlichen Hundeboutique eine dünne Langlaufleine. Obwohl die Inhaberin mich eindringlich darüber aufklärte, warum in solche Leinen auf keinen Fall eine Schlaufe ans Ende gehört, knotete ich eine solche hinein. Ich kenne schließlich das Temperament meines Labradors und erwartete keine spektakulären Hauruckaktionen. Doch ich sollte mich irren!

Meine Einschätzung des Charakters meines Hundes erfüllte sich zunächst zu 100%. Aufgrund des warmen Wetters war die Insel und der traumhaft große Strand mit zig Attraktionen bevölkert: Drachen in allen Größen und Formen, Menschen mit Boule-Kugeln, Frisbees und Speckbrettchen, selbstaufstellende Sonnenzelte, die beim böigen Wind auch gern mal abhoben, Kite-Surfer und Hunde jeglicher Rassen. All das interessierte meinen braunen Schatz nicht die Bohne. Er ging mit uns im Meer schwimmen, besaß jedoch den Drang, uns eher aus dem Wasser wieder herauszutreiben. So ganz traute er uns das Schwimmen anscheinend nicht zu. Danach drehte er sich im weichen Sand, sah dann aus wie eine panierte Kartoffel und schlief anschließend pitschnass auf meiner Lieblingsstranddecke. Der perfekte Hund am Strand!


Bis ich mich in diese süßen, tanzenden Marienkäfer verliebte und am letzten Tag unbedingt einen kaufen musste. Weil es nicht nur in Deutschland, sondern auch in Dänemark unerträglich heiß geworden war, machten wir uns gegen 17:00 Uhr auf zum Strand, um die angenehmen Abendtemperaturen zu genießen. Vorher gönnten wir uns noch ein leckeres Eis auf der Promenade. Ich erfüllte mir meinen Wunsch und kaufte einen hüpfenden Ladybug-Drachen. Nachdem wir uns am Strand mit Zelt und Decken häuslich eingerichtet hatten, befestigte ich den Drachen mit dem Sandhaken und ließ den kräftigen Wind hineinwehen. Der kleine Käfer plusterte sich auf und tanzte leichtfüßig herum - im Gleichklang mit meiner Seele. Kimba setzte sich etwas pikiert neben den neuen Mitbewohner und sah wohl seine Vormachtstellung schwinden. Ich schaute mir einen Moment die übrigen Drachen am Himmel an, als ein Schrei mich aufschreckte. Dann erblickte ich nur noch meinen Ladybug Richtung Meer fliegen, dicht gefolgt von Kimba, der wiederum von meinem Mann und Marie verfolgt wurde. »Haltet den Hund fest!«, schrie ich über den Strand. (Hier sei zu meinen Gunsten angemerkt, dass ich mir zunächst Sorgen um meine geliebten Vierbeiner und erst danach um den Marienkäfer machte!) Meine Chancen, die fliehende Horde einzuholen, waren gleich null, also ging ich gemäßigten Schrittes hinterher. Kurz vor dem Auftreffen aufs Wasser hatte Marie den Marienkäufer eingefangen (wie passend!). Mein Mann griff nach der Hundeleine, kurz bevor Kimba einen anderen Vierbeiner erreichen konnte, der schon geifernd in der Leine stand, so hatte ihn die Aktion aufgeregt. Meine Erleichterung, dass alles glimpflich abgelaufen war, hielt nur kurz, weil mir Nina laut weinend hinterherlief. Sie hatte die Schlaufe von Kimbas Leine um ihr Handgelenk geschlungen und war von dem heftigen Ruck vollkommen überrascht worden. Ihr Finger sah krumm aus, sie hielt die rechte Hand verkrampft vor sich und schien heftige Schmerzen zu haben. Oh nein! Die Schlaufenfalle. Die Dame in der Hundeboutique hatte recht und ich Esel nicht auf sie gehört! 


Damit endete unser Strandaufenthalt. Wir packten unser Habseligkeiten zusammen und fuhren zurück ins Ferienhaus, um das Handgelenk zu kühlen. Die Finger schwollen an, die Haut nahm eine bläuliche Färbung ab. Der telefonisch kontaktierte Notarzt verschaffte uns einen schnellen Termin im Krankenhaus und so fuhren wir am letzten Abend quer über das dänische Festland zur skadestue (Notfallstation) und ließen Kimba im Haus zurück. Innerhalb von 40 Minuten war Ninas Hand untersucht und geröntgt worden. Es konnten keine Brüche festgestellt werden, die Hand wurde bandagiert und sollte einige Zeit geschont werden. Erleichtert traten wir den Rückweg an. Beim Betreten des Ferienhauses blieb mir die Spucke weg! Mein absolut artiger, aber leider auch komplett verfressender Labrador hatte sich über die Mülltüte hergemacht, die aufgrund ihres Umfangs nicht mehr in die vorgesehene Halterung passte und auf dem Küchenboden stand. Da wir tags zuvor gegrillt hatten, duftete es aus der Tüte sehr verlockend nach Rippchenknochen. Diese hatte Kimba verschlungen und dabei die nicht appetitlichen Reste großzügig in der Küche verteilt. Eine riesen Schweinerei! Mein Hund trat mir geduckt und mit dem Blick entgegen, den jeder Hundebesitzer kennt und der sagt: ›Es tut mir leid, aber es schmeckte dermaßen gut, da konnte ich einfach nicht nein sagen. Ich bin unschuldig - das war nur der angeborene Überlebensinstinkt!!!‹ Ja klar, wahrscheinlich wäre er ansonsten spontan dem grausigen Hungertod erlegen. Unwahrscheinlich!

Nachdem wir die Sauerei beseitigt hatten, vielen alle vollkommen erschöpft ins Bett. Bis auf meinen Hund, der um 24:00, 01:00 und 03:00 Uhr große Labradorhaufen legen musste. Das Kotzen begann um 5:00 Uhr. Die weitere Beschreibung unserer zwölfstündigen Rückfahrt mit einem kotzenden, furzenden Hund bei gefühlten 40 Grad im Auto will ich euch ersparen. Da lasse ich eurer Fantasie freien Lauf! 

 

Und wer der Übeltäter dieser Odyssee? Natürlich der vermaledeite Marienkäfer. Auf keinen Fall das Frauchen, welches diesen unbedingt kaufen musste. Kimba duldet manchmal doch keine Konkurrenz neben sich.