· 

5. Woche mit Thill, Rumpel, Rosalie und Luna

Nach fünf entspannten Tagen bei Kaiserwetter auf der Zugspitze, schloss sich diese Woche in meiner Hundepension nahtlos an. Der schwarze Labbi Thill zog für mehrere Tage ein. Bei den Hunden, die sonst nur als Tagesgäste bei mir sind, ist es immer spannend zu beobachten, wie sie reagieren, wenn sie über Nacht bei mir bleiben. Sie haben gewöhnlich eine innere Uhr eingebaut, zu der es entweder etwas zu fressen gibt oder sie abgeholt werden. Aber nun fehlte das Abholen, stattdessen musste sich Thill ein Plätzchen für die Nacht suchen.  Das schaffte er gut, allerdings hörte ich ihn gelegentlich durch den Flur stapfen. Ist eben doch ungewohnt. Im Haus war Thill absolut pflegeleicht und schmusebedürftig. Er drückte oft den großen Kopf gegen mich und forderte die Streicheleinheiten förmlich ein. Draußen ging er deutlich unabhängiger zur Sache und zog mich gern in die Richtung, wo es gerade besonders aufregend duftete. Sobald jedoch eine Pfütze auftauchte, war auch die Duftspur vergessen. Dann preschte Thill mittendurch und zog beim Nachhausekommen immer die Stirn kraus, wofür denn jetzt diese olle Handtuchabrubbelei sein sollte. Tja, Thill, Schmutzfinken kommen mir ohne Pfotensaubermachen nicht ins Haus!

 

Der Labbi wurde abwechselnd von den altbekannten Tagesgästen Rosalie und Rumpel ergänzt. Der kleine graue Terrier versetzte mir eines Morgens einen Riesenschreck. Wir hatten zu Beginn des Spaziergangs sein Herrchen noch einmal getroffen, der Altkleider am Container entsorgte. Danach drehte sich der freilaufende Rumpel immer wieder um, ob sein Chef uns nicht doch begleiten wollte.

Es war noch dunkel, und ich bin es gewohnt, dass Rumpel ab und zu trödelt, weil die Mädels in der Siedlung teilweise besonders verführerisch duften. Als ich mich jedoch mal wieder zu ihm umdrehte, sah ich den grauen Fleck verschwinden, in die falsche Richtung. Zum Altkleidercontainer zurück, der leider direkt an der Straße liegt. Ich rief Kimba und zog Thill an der Leine hinter mir her. Sehr schnell bemerkte ich, dass Rumpel nicht einzuholen war. Mein Rufen schrillte laut über den Weg, wurde jedoch vom Terrier ignoriert. Meine Gedanken rasten: Was, wenn er bis zur Straße läuft? Wird er vor meinem Haus halten oder flitzt er direkt durch bis zum Tetendonk? Da war die Landstraße.  Energisch rief ich mich innerlich zur Ruhe. Atmen! Positive Gedanken machen! Die Stimme verführerisch klingen lassen und nicht so hysterisch schreien!  Glücklicherweise hörte ich auf meine eigenen Kommandos und zirzte nun Rumpels Namen. Irrte ich mich, oder blieb der graue Terrier wirklich stehen? Das war im Dunkeln schwer zu erkennen. Doch, er stand … und überlegte. Sein Herrchen suchen - oder zu Illi zurück? Ich konnte die Gedanken förmlich hören und verstärkte meine Beschwörungsrufe: »Rumpel! Hier! Leckerchen!« Ich kramte in seinem Futterbeutel, was er sicherlich auf die Entfernung nicht hören konnte. Langsam ging ich weiter auf ihn zu und atmete erleichtert auf, als die kleinen Beinchen sich in meine Richtung bewegten. Puh! Er kam zu mir zurück. Jetzt nicht hektisch werden! Loben! Futter hinhalten und … »Zack!« die Leine dran. Schluss mit Freilauf. Da hatte mir der struppige Kerl einen ordentlichen Schrecken eingejagt.

Wieder zu Hause tat er so, als könne er kein Wässerchen trüben. 

 

Neues Blut kam am Wochenende durch die vierjährige Luna ins Haus. Angeblich soll sie ein Goldendoodle sein, doch sie besitzt eine ganz schlanke Figur und lange dünne Beine. Vielleicht steckt da noch ein Windhund oder Whippet drin? Bei der Übergabe offenbarte sich ein seltenes Missverständnis. Ihr Frauchen hatte angefragt, ob Luna am 31.01. kommen könne. Ich interpretierte das als Anfrage für einen Testtag, nach unserem ersten Treffen vor ca. drei Wochen. Als das Frauchen jedoch drei dicke Dosen Hundefutter aus der Tasche zauberte, fragte ich erstaunt, wann Luna das denn alles fressen sollte. Es stellte sich heraus, dass der Aufenthalt der Goldendoole Dame bis Sonntag geplant war. Weil außer Thill kein zweiter Hund in meinem Terminkalender stand, konnte das zum Glück kurzfristig eingerichtet werden.

Es gab keinen Trennungsschmerz oder Gejaule. Luna fand sich sofort mit der ungewohnten Situation ab. Zwei kleine Dinge gab es bei ihr zu beachten. Zum einen hatte sie sich angewöhnt, nachts zu fressen. Das ist bei mir schwer umzusetzen, weil ich dafür das Futter frei zugänglich platzieren müsste. Doch dann würde nichts meinen Kimba davon abhalten, sich darüber herzumachen. Also musste Luna sich an unseren Tagesablauf anpassen, und ich bot ihr das Nassfutter immer wieder an. Manchmal fraß sie, manchmal nicht. Aber zum Ende des Tages war eine Dose verdrückt und ich zufrieden. Als zweiten Tick soll Luna aggressiv auf den Fernseher losgehen. Also warnte ich meine Familie vor, hatte mich jedoch darauf gefreut, zusammen mit meinem Mann die Geschichte von "Picard" weiterzuschauen. Da ich ja weiß, dass sich unsere Ängste auf den Hund übertragen können, blieb ich betont gelassen, als die Flimmerkiste an ging. Luna wandte zwar den Kopf zum Bild, schien aber lediglich interessiert. Trotz Weltraumkrach und explosiver Action verhielt sie sich unauffällig. Als jedoch eine Maus ins Geschehen eingriff, kam Lunas Tick zum Vorschein. Sie sprang auf und bellte die Mattscheibe an. Ich stellte mich ruhig zwischen sie und das Gerät und beorderte Luna zurück auf ihre Decke. Sie reagierte folgsam, behielt jedoch die Maus aufmerksam im Auge. Ob sie wirklich das Tier von den anderen Figuren des Films unterscheiden konnte? Oder waren es die eingespielten Geräusche, auf die Luna reagierte?

Ich lerne jeden Tag etwas dazu!